
Aha-Erlebnisse durch Analysen sichern
Akademie-Session von Invenium Data Insights
Die Bedeutung der Publikumsströme im Tourismusmanagement ist unbestritten. Eine zunehmend individualisierte Mobilität und die hohe Frequentierung beliebter Orte bringen steigende Herausforderungen für die Destination mit sich.
Tagesausflüge und Kurzzeitaufenthalte führen, insbesondere im Alpenraum und anderen beliebten Naturräumen, zu einer starken Belastung der Infrastruktur und Umwelt. Um an gefährdeten Orten Überfüllungssituationen und die damit verbundenen Overtourism-Effekte zu vermeiden, sind evidenzbasierte Analysen der Publikumsströme erforderlich.
Messen, verstehen & steuern
Die Erfassung und Steuerung der Ströme von Besuchern und Besucherinnen ist ein zentraler Baustein des modernen Destinationsmanagements. Dabei unterscheidet man grundsätzlich zwischen Monitoring und Lenkung. Monitoring beinhaltet die systematische Erfassung, Beobachtung und Messung von Besucheraktivitäten. Die Besucherlenkung hingegen umfasst auch aktive Maßnahmen, um Besucher:innen gezielt räumlich und zeitlich zu steuern.
Basierend auf den Ergebnissen des Monitoring können gezielte Maßnahmen wie Gebietssperren, Informationskampagnen oder Infrastrukturverbesserungen umgesetzt werden. Dies trägt dazu bei, die Erlebnisqualität der Besucher:innen zu verbessern und gleichzeitig die Lebensqualität der Einheimischen sowie der Umwelt zu sichern.
Systeme zur Messung von Gästeströmen
Die Auswahl der geeigneten Messsysteme für das Besucher:innen-Monitoring ist entscheidend für eine erfolgreiche Lenkung des Publikums. Es existieren verschiedene Technologien, welche jeweils spezifische Vor- und Nachteile aufweisen. Hierzu zählen unter anderem:
Lokale Sensorik:
- Handzählungen: Sie sind flexibel und kostengünstig für kurzfristige Projekte, jedoch arbeitsintensiv und nicht für große Menschenmengen geeignet.
- Laserschranken und Lichtschranken: Gut für Außenbereiche, jedoch unpräzise bei breiten Zugängen und unübersichtlichen Situationen.
- Videokameras: Abdeckung großer Bereiche möglich, jedoch anfällig für Störungen durch Lichtverhältnisse und teuer in der Anschaffung.
- 3D/4D Sensoren: Hohe Präzision und Multisensorfähigkeit, aber hohe Anschaffungskosten und komplexe Installation.
- Radar-Sensoren: Unempfindlich gegenüber Umwelteinflüssen, dafür Mehrfachzählungen möglich.
- WLAN/Bluetooth-Sensoren: Kostengünstig für kleinräumige Analysen, jedoch viele DSGVO-Thematiken.
Globale Sensorik und Transaktionsdaten:
- Passive und aktive App-Daten: Keine Hardware notwendig, aber stark abhängig von App-Nutzungsquoten, was die Hochrechnung schwierig macht.
- Transaktionsdaten: Nützlich zur Identifikation von Frequentierungen, jedoch nur punktuelle Aussagen möglich.
- Passive Mobilfunkdaten: Hohe Genauigkeit für großflächige Messungen, keine zusätzliche Hardware notwendig, umfangreiche Abdeckung von Publikumsbewegungen. Mikroskopische Bewegungen lassen sich jedoch daraus nicht ableiten.
Passive Mobilfunkdaten bieten zudem die Möglichkeit, mit Daten aus der Vergangenheit von Beginn an aktuelle Trends ableiten zu können. Sämtliche Instrumente der lokalen Sensorik sowie teilweise auch der globalen Sensorik müssen jedoch erst implementiert werden, bevor Messungen durchgeführt werden können.
© M. Traub / InveniumBeispiele aus der Praxis
Durch den Einsatz der passenden Systeme und strategischen Lenkungsmaßnahmen lässt sich langfristig ein Gleichgewicht zwischen Tourismus und lokaler Lebensqualität herstellen. Mit evidenzbasiertem Monitoring und gezielter Steuerung können Destinationen damit Herausforderungen erfolgreich begegnen.
In der Südsteiermark, einer beliebten Wochenenddestination, setzt Invenium Data Insights gemeinsam mit der Technischen Universität Graz und dem Tourismusverband ein innovatives Projekt zur nachhaltigen Besuchendenlenkung um.
Hierbei werden anonymisierte Mobilfunkdaten genutzt und mit qualitativen Vor-Ort-Befragungen ergänzt. Dieser kombinierte Ansatz ermöglicht eine besonders präzise Analyse der Ströme von Besuchern und Besucherinnen.
Quantitative Mobilitätsmuster werden hier mit qualitativen Erkenntnissen über Reiseverhalten, Mobilitätsbedürfnisse und Einstellungen der Gäste verbunden.
Die Ergebnisse zeigen deutliche Potenziale, wie die bessere Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel und eine intensivere Nutzung des Mikro-ÖV, um Hotspots zu entlasten und weniger frequentierte Gebiete attraktiv zu gestalten. Diese integrative Methode bietet nachhaltige, wissenschaftlich fundierte Strategien zur optimalen Steuerung und Entzerrung der Besuchendenströme in der Region.
Auch Visit Düsseldorf nutzt die Erhebungsmethode der anonymisierten Mobilfunkdaten in Kombination mit qualitativen Befragungen, um z. B. mehr über die Motive und Hintergründe der Besucher:innen des Karnevals zu erfahren. Dadurch lassen sich auch regionale Zusammenhänge zur detaillierten Analyse der Wertschöpfung auswerten.

Fazit: Die systematische Analyse und gezielte Steuerung von Besucherströmen mittels moderner Messtechnologien ist ein zentraler Hebel für nachhaltigen Tourismus. Durch den richtigen Einsatz evidenzbasierter Methoden können sowohl touristische Destinationen als auch die Lebensqualität der Bevölkerung nachhaltig profitieren