DSTNCMP²⁵-PREIS

ZEIT-Verlag sponsort die drei Gewinner

 

Im deutschsprachigen Tourismus gibt es viele großartige Projekte, kreative Lösungen und strategische Adaptionen, die kaum einer kennt. 

Weil sie nicht so spektakulär sind, aber im Kleinen funktionieren. Weil sich die Macher  aufs Tun besser verstehen als aufs Verkünden. Weil sie nicht auf teure PR-Profis zurückgreifen können. Auf dem diesjährigen DestinationCamp vom 3. – 5. Juni 2025 in Düsseldorf gehörte ihnen die große Bühne: beim DSTNCMP²⁵-Preis.

Der DSTNCMP²⁵-Preis zeichnet diejenigen aus, die „einfach mal gemacht haben“. Sie haben praktische Lösungen für das Klein-Klein des Tourismusalltags entwickelt oder große Ideen auf die für sie machbaren Schritte und die Bedingungen vor Ort adaptiert. Wichtig ist das Tun, das praxisgerechte Umsetzen von Plänen, das Herunterbrechen großer Ideen auf die kleine Wirklichkeit vor Ort, das Beiseiteschieben von Bedenken, das Begeistern von Helfern. 

Gesponsort wurden die Preisträger vom Verlag DIE ZEIT. Für den 1. Platz gibt es eine Werbefläche im Wert von 45.091 Euro, für den 2. Platz im Wert von 23.900 Euro und für den 3. Platz ein Inserat im Wert von 7.600 Euro – und für alle drei Preisträger obendrein ein ZEIT-Jahresabo.

© Lerch Genusswelten Panoramahotel Oberjoch GmbH

PLATZ 1: HIER PASS ICH HIN

Lerch Genusswelten Panoramahotel Oberjoch GmbH

Die Herausforderung ist nicht neu; sie erfordert jedoch immer wieder neue Lösungen und individuelle Konzepte: Fachkräftemangel und Fachkräftesicherung in der Hotellerie. Die familiengeführte Unternehmensgruppe Lerch Genusswelten hat einen solchen Weg gefunden – und beschritten. Die Familie betreibt im Allgäu fünf Hotels, 13 Chalets, neun Lodges und einen Campingplatz. Statt sich auf den schrumpfenden deutschen Bewerbermarkt zu verlassen, haben Thomas und Angela Lerch und ihre vier Kinder und deren Partner, schon 2019 begonnen, gezielt nach motivierten jungen Menschen in EU- und Nicht-EU-Ländern zu suchen.

Der bürokratische Aufwand und die anfänglichen Sprachbarrieren waren hoch. Doch heute gehören Auszubildende aus Marokko, Indonesien, Tadschikistan, Nicaragua, Armenien, Madagaskar oder Vietnam zum Team und bringen neue Perspektiven, Kulturen und Traditionen in die Häuser. „Hier bin ich richtig, hier pass ich hin“, ist das Versprechen an die Gäste. Und dank der Initiative gilt es längst auch für die Angestellten und Auszubildenden. Mittlerweile bewerben sich oft deren Geschwister, Cousins oder Freunde bei den Genusswelten. 

Neben dem zweitägigen Welcome Day erwartet die Azubis jede Woche eine abwechslungsreiche Schulung – zu branchenspezifischen Themen wie „Standards der Reinigung“ oder einer „Barista-Schulung“ bis hin zu übergreifenden Themen, wie „Das Allgäu“ oder „Meine Zukunft – wie kann mein Weg aussehen?“. Es gibt gemeinsame Events, Zusatzleistungen – und ganz wichtig: Personalwohnungen. 

Die Jury lobte die pragmatische Ausrichtung auf junge Menschen, den interkulturellen Ansatz, das „Durchboxen“ durch die Bürokratie und den sehr sozialen Ansatz: „Was das private Unternehmen angepackt und vorgemacht hat, ist für viele andere Betriebe adaptionsfähig.“

©Hochschwarzwald Tourismsus GmbH

PLATZ 2: SCHELLSCH HALT MOL

Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Wer kennt das nicht: Man sieht einen beeindruckend gepflegten Bauerngarten und würde gerne wissen, was da alles wächst. Oder man ist sich nicht sicher, welcher Weg zum Ziel führt. Wer jetzt das Smartphone zückt, hat schon viel verpasst – zumindest im Hochschwarzwald und wenn er nicht weiß, was „Schellsch halt mol“ bedeutet.

„Schellsch halt mol“ ist die alemannische Aufforderung für „Einfach klingeln“. Das Schild prangt an immer mehr Geschäften und Privathäusern in der Schwarzwälder Ferienregion. Es ist quasi die Aufforderung zu einer authentischen Begegnung. Besucher bekommen von den Bewohnern Antworten auf ihre Fragen und für den weiteren Weg Tipps aus erster Hand.

©Hochschwarzwald Tourismus GmbH

Die Initiative bringt nach Einschätzung der Jury verschiedene Ansätze und Akteure im Tourismus zusammen. Sie „menschelt“, ist regional und heimatverbunden; erzeugt Nahbarkeit im Tourismus und bildet bewusst das Gegenstück zur Digitalisierung aller Angebote.

Video zum Projekt

PLATZ 3: REISEN ÜBER ALLE GRENZEN HINAUS

vJourney GmbH

Es gibt viele Hemmnisse und Einschränkungen, die Menschen vorübergehend oder dauerhaft am Reisen hindern. Das Team von vJourney setzt diesem Handicap VR-Technologie entgegen: Virtuelle Reisen sollen damit für alle Menschen zuhause oder im Pflegeheim jederzeit zugänglich werden. Insbesondere Menschen, die wegen Alter, Behinderung oder Krankheit nicht mehr verreisen können, will vJourney mit den virtuellen Erlebnissen eine soziale und kulturelle Teilhabe ermöglichen.

Dazu können sich Einzelpersonen, aber auch Gesundheitseinrichtungen wie Pflegeheime, gegen entsprechende Gebühr eine VR-Brille für einen bestimmten Zeitraum ausleihen.

Vorinstalliert sind vier 360°-Reiseerlebnisse in vier verschiedenen Städten oder Orten. Einfache Menüs erleichtern die problemlose Steuerung. Handtracking ermöglicht natürliche Interaktionen – ohne Controller oder WLAN. Ein KI-gestützter Tourguide führt die Nutzer:innen durch die Reise, erklärt Hintergründe und sorgt für ein authentisches Erlebnis.

„Mutig, innovativ; andersartig und (vor allem sozial) nachhaltig“ lobte die Jury. Menschen bekommen durch das vJourney-System eine Chance auf Reisen, die sie sonst nicht machen könnten.

In diesem Jahr hatten es die Juroren etwas einfacher. Sie mussten nur noch die Punkte für drei Preisträger vergeben – denn die Vorjury hatte sich bereits auf drei Finalisten festgelegt. Entscheidend für die endgültige Platzierung war jedoch nicht nur die Punktevergabe durch die Juroren: Das gewichtigste Argument hatten die Teilnehmer:innen des DSTNCMP²⁵ in ihren Händen – das Klatschen nach der Präsentation der Bewerber am traditionellen und festlichen netzvitamineABEND. Zusammen mit den Juror-Wertungspunkten bestimmte Dauer, Dichte und Stärke des Applauses die Gesamtwertung.