DÜSSELDORF UND SEIN ALT

Dass ohne Altbier in Düsseldorf wenig geht, bestätigte sich gleich am Eröffnungsabend. Fünf Hausbrauereien brauen in der Stadt den süffigen Trunk für gesellige Runden: Schumacher Alt, Füchschen Alt, Uerige, Schlösser Alt und Kürzer – inklusive alkoholfreiem Alt. Und wer jetzt nicht weiß, wie unterschiedlich die obergärigen Altbiere schmecken können, der war am Eröffnungsabend nicht dabei – oder er war halt noch nie in Düsseldorfs Altstadt, die sich mit ihren fünf Hausbrauereien und rund 260 Lokalen, Bars und Restaurants gerne als „längste Theke der Welt“ versteht. 

Für das DSTNCMP25 präsentierten alle fünf Hausbrauereien ihre Altbiere in der chilligen Rooftop-Lounge der Design Offices. Die „Zappesse“ zapften, die „Köbesse“ eilten – die Teilnehmer:innen kosteten, testeten prosteten. Und stimmten schon am nächsten Abend bei Schumachers lauthals in den Refrain zum „Altbierlied” ein, gesungen vom Japanischen Männerchor Düsseldorf:

OBERGÄRIGE SPEZIALITÄT

Altbier oder „Alt” wird nach „alter, traditioneller Brauart produziert“ – daher der Name. Die erste
urkundliche Erwähnung des Brauens in Düsseldorf stammt aus dem Jahr 873. Das Alt wird seit Jahrhunderten obergärig gebraut, weil dabei keine Kühlung des Suds aus Hopfen, Malz, Hefe und Wasser nötig ist.  

ALTBIER UNITED – ECHTE. ALTSTADT. ORIGINALE.


Mit diesem Slogan vermarktet Visit Düsseldorf die fünf Altbiere der fünf Altstadt-Brauereien. Im Oktober 2024 wurde dazu die Youtube-Serie „Altbier United. Düsseldorfer Altbier und die Hausbrauereien – früher & heute” produziert. „Altbier United” ist auch der Markenname des Sixpacks, das Lena Backes, die erst 30-jährige Braumeisterin der Brauerei Füchschen, vertreibt. Die Brauerei liegt an der Ratinger Straße, wo seit 1640 das Alt gebraut wird – seit 1848 unter dem Namen „Füchschen Alt”. Und seit der Jahrtausendwende mit frechen Füchsen-Figuren als Maskottchen. Brauerei-Inhaber Peter König Junior lässt in der Hausbrauerei seit 2017 auch ein untergärig vollmundiges Pils brauen.  

DÜSSELDORF IST ALT

Für Jens Ihsen ist „Altbier United“ der süffige Beleg für den positiven Spirit in der Stadt.

Der Geschäftsführer der Düsseldorf Tourismus GmbH und Director bei Düsseldorf Convention, begrüßte die Gäste des Eröffnungsabends mit launigen Worten. 

In seiner Begleitung: Peter König III, in vierter Generation Inhaber der legendären Brauerei Füchschen und Thea Ungermann, in sechster Generation Chefin der Schumacher Altbier-Manufaktur, Gastgeberin des folgenden zweiten DSTNCMP25-Abends. 

Auch die junge Bäckermeisterin Sophie Hinkel, stimmte gerne ein: Das Klima in der Landeshauptstadt sei betont unternehmerfreundlich. Die junge Familienunternehmerin in der 5. Generation führt gleich acht Bäckereien in Düsseldorf, ihr Bruder ist jüngster Geselle in der Altbier-Manufaktur Schumacher, ihr Vater lenkt als Bürgermeister die Geschicke der Stadt mit.  

RHEINISCHE FROHNATUREN MIT TABLETTS VOLLER ALT

Blaue Leinenschürze, umgeschnallte Ledertasche, ein Edelstahltablett voller Alt. 

Wer vor einem leeren Glas sitzen oder stehen bleiben will, hat es schwer: Kommt der Köbes vorbei, wird es gegen ein volles getauscht, im Nu ziehrt ein weiterer Strich den Deckel. Einzige Abhilfe: Bierdeckel aufs Glas. Das respektieren „Köbesse“, wenn vielleicht auch mit einer eher spitzen Bemerkung. Ein Köbes ist quasi eine Institution, das Markenzeichen der Brauerei. 

Der Köbes bringt das Alt unter die Gäste, das der „Zappes“ hinterm Tresen zapft. Er ist Entertainer, Spaßvogel und Philosoph in einem, nervenstark und schlagfertig. In der Regel sind „Köbesse“ rheinische Frohnaturen, die ihre Berufung leben – mit einem Kellner nicht zu vergleichen. Früher waren sie die Lehrlinge einer Brauerei, heute sind sie eine Institution, das Aushängeschild ihrer Brauerei und für die Brauhauskultur in Düsseldorf so prägend wie das obergärige Alt selbst.   

ÄLTESTE BRAUEREI DER STADT

Als älteste Hausbrauerei Düsseldorfs gilt die 1838 auf der Oststraße gegründete Brauerei Schumacher. 

Seit mehr als 100 Jahren wird Schumacher Alt „Im Goldenen Kessel“ mitten in der Altstadt ausgeschenkt. Gebraut wird es im Stammhaus an der Oststraße. Mit herzlichem Charme erläuterte Schumacher-Chefin Thea Ungermann die Rolle der Brauereigaststätten als „Orte der Begegnung“ in Düsseldorf: „Hier treffen sich jung und alt, arm und reich, Geschäftsleute, Arbeiter, Studierende, Männer und Frauen wie in einer wunderbar klassenlosen Gesellschaft.“ 

Für die fidele Thea ist „Altbier ein Kulturgut! Düsseldorfer Lebensart und Lebenselixier, Alt ist Geselligkeit und bewahrt Tradition.”

Thea Ungermann leitet in 6. Generation der Schumacher-Familie die älteste Familien- und Hausbrauerei der Stadt. Seit 60 Jahren stehen Frauen an der Spitze der „Altbier-Manufaktur”, wie sie ihre Brauerei gerne nennt. Seit drei Generationen dirigiert damit eine  „Weiberwirtschaft” (Originalton Thea Ungermann) höchst erfolgreich Brauer, Zappesse, Köbesse, Kaltmamsellen, Köche, Fahrer, Wäschereiteam und Verwaltung – aktuell um die 130 Angestellte. 

Schumachers Brauhof ist für viele Düsseldorfer der schönste Biergarten der Stadt. Bei gutem Wetter sitzen „Düsseldorfer:innen und Auswärtige, Postboten und Bänker, Messegäste und Stammgäste”  an den gescheuerten Holztischen im Innenhof der Brauerei und genießen gehobene Hausmannskost aus der rheinischen Küche – die auch für Vegetarier und Veganer einige Spezialitäten bereithält.

Nur drei Mal im Jahr gibt es im Brauereiausschank auch Schumacher Alt Latzenbier, eine vollmundige Düsseldorfer Rarität mit viel Gerstenmalz gebraut. Meist ist das Latzenbier sehr schnell ausverkauft. Der Name kommt daher, dass die Braumeister früher ein besonders gelungenes Bier „op de Latt“ legten, um es erst bei besonderen Anlässen feierlich zu kredenzen.