Holidu / Barrierefrei und nachhaltig gestalten

Session 01: Inklusion, Diversität und digitale Barrierefreiheit

Impulsgeber: Georg Koch und Birgit Bosio

 

Barrierefreiheit ist mehr als Rampen und Aufzüge – sie umfasst digitale Zugänglichkeit, inklusive Kommunikation und die Berücksichtigung vielfältiger Bedürfnisse. Wenn Diversität das „WAS“ ist, also die Vermischung verschiedener Kulturen über unterschiedliche Altersgruppen bis hin zu vielfältigen Lebensentwürfen und sexuellen Identitäten, dann ist Inklusion das „WIE“: wie wir diese Vielfalt aktiv einbeziehen und jeder und jedem Einzelnen volle Teilhabe ermöglichen. 

Es geht darum, ein Bewusstsein für Verschiedenartigkeit zu entwickeln, einen respektvollen Umgang zu etablieren und Diskriminierung oder Ausgrenzung keine Chance zu geben. 

In der 1. Session des Themenstrangs lernten die Teilnehmenden verschiedene inspirierende Beispiele kennen, die Inklusion und Diversität bereits vorleben. Beispiele siehe unten. 

In Gruppen nutzten sie dann die Hilfen aus einer „Inklusionskiste“, um in die Rollen verschiedener Personas mit Einschränkungen zu schlüpfen, sich für deren Bedürfnisse zu sensibilisieren und daraus Vorschläge für das Erlebnisdesign in Destinationen zu entwickeln. 

Persona 1 mit kognitiven Einschränkungen

Sie ist introvertiert, von neuen Situationen schnell überfordert, mit Schwierigkeiten bei der Orientierung und Entscheidungsfindung.

Persona 1 braucht sensible Ansprache, Rückzugsorte, klare Anweisungen mit visueller Unterstützung, reduzierte Auswahl mit sichtbaren Empfehlungen, einfache Sprache, kurze, prägnante und bildliche Erklärungen sowie strukturierte Aufzählungen und Checklisten.

Lösungsvorschläge für Destinationen:

  • Landingpage auf der Website mit einer Planungs-Checkliste. („Woran muss ich denken?“)
  • Angebot von Geländeplänen mit Hervorhebung von reizarmen Zonen.
  • Visuelle, klare Wegführungen (z. B. eine gelbe Linie mit dem schnellsten Weg zur Toilette).
  • Angebot von „Wohlfühlbegleiter:innen“ (Awarenessteam) vor Ort.
  • Digitale Services wie „Pick-up Lanes“ (digital bestellen und abholen, ohne sich durchs Gedränge zu quälen).

Persona 2 mit Seheinschränkung

Für sie sind wichtige Informationen nicht erkennbar oder sie bleiben unscharf.

Persona 2 braucht wichtige Informationen in großer, kontrastreicher Schrift und mit großen Hinweiszeichen, gut hörbare Audio-Informationen nach dem Zwei-Sinne-Prinzip, z. B. Bahndurchsagen, Vorlese-Button an Infotafeln, Service-Points mit Schritt-für-Schritt-Audio-Anleitungen oder sogar KI-Assistenten wie Voice-Bots.

Lösungsvorschläge für Destinationen:

  • Checkliste für DMO und Leistungsanbieter, wo wichtige Informationen in großer Schrift bzw. mithilfe von Audio bereitgestellt werden müssen.
  • Konsequente Pflege barrierefreier Filter bei der Online-Suche, damit gezielt nach Angeboten „barrierefrei für Sehen/ Hören/ Gehen/ Verstehen“ gesucht werden kann.

To-dos für die Destination

Wie lässt sich Inklusion in der Destination sichern? Welche konkreten Schritte sollte die DMO machen? Vorrangig geht es darum, Bewusstsein für die Situation der Betroffenen zu schärfen und Empathie zu leben: Dazu können Inklusionskoffer-Erlebnisse für das Team und Leistungsanbietende arrangiert werden, um sich in verschiedene Perspektiven hineinzuversetzen – nur wer das Problem „am eigenen Leib spürt“, kann echte Lösungen finden. Jede Destination bräuchte einen Inklusionskoffer.

Betroffene aktiv einbeziehen:

mit Menschen mit Behinderungen und Migrationshintergrund planen, nicht für sie – ihre Erfahrungen helfen, wirklich passende Angebote zu schaffen.

Digitale Barrierefreiheit als Pflicht und Chance ernst nehmen:

Überprüfen der Websites, Apps und digitalen Inhalte auf WCAG-Konformität, Verbessern der digitalen Filter („barrierefrei für …“).

Physische Barrierefreiheit umsetzen:

Schaffen von reizarmen Zonen und Rückzugsorten in der Destination oder bei Veranstaltungen, Implementieren von klaren Leitsystemen mit visueller Hilfestellung, Prüfen und Verbessern der öffentlichen Infrastruktur.

Kommunikation transformieren:

Verwendung inklusiver Bild- und Wortsprache, selbstverständliche Berücksichtigung von Vielfalt im Marketing, positive Kommunikation über „Menschen mit besonderen Fähigkeiten“.

Personal sensibilisieren und schulen:

Aus dem Wissen um die unterschiedlichen Bedürfnisse entsteht ein respektvoller, angemessener Umgang.

Technologie als Enabler:

KI-Tools können helfen, sich besser in die Bedürfnisse und Probleme der Betroffenen hineinzuversetzen, sie kann bei der Erstellung von Personas und Journey Maps unterstützen und maßgeschneiderte Lösungen skizzieren.

Inspirierende Beispiele für Inklusion

Geschlechtergerechtigkeit:Equality4Tourism Schweiz“ setzt sich aktiv für die Parität der Geschlechter ein. 
Alter & Generationendialog:
Die „Vollpension Wien“ bekämpft Altersarmut und fördert den Generationendialog.

Menschen mit Migrationshintergrund: Das „Magdas Hotel Wien“ bietet Asylbewerber:innen nicht nur eine erste Arbeitsstelle, sondern verwandelt sie in leidenschaftliche Gastgeber:innen.

LGBTQI+: Thailand setzt mit der Kampagne „goThai.beFree.“ ein Zeichen für Offenheit und Akzeptanz. Events wie der „Winter Pride Sölden“ sind nicht nur Feste der Vielfalt, sondern auch echte Wirtschaftsfaktoren.
 
Barrierefreiheit:
Das „Handbike Battle Kaunertal“ zeigt, dass Sport und Abenteuer keine Grenzen kennen.

Digitale Barrierefreiheit: Die Plattform Anita.vision entwickelt ein Toolset zur digitalen Barrierefreiheit, das sich direkt in Webseiten integrieren lässt: variable Schriftarten (z. B. „Anita Sans“) mit anpassbarer x-Höhe für bessere Lesbarkeit, Bionic Reading-Integration zur Unterstützung bei Leseschwäche u. v. m. B2B-Lösung mit Nutzerprofilen ohne Login – ideal für barrierefreie Webportale. 


Barrierefreie Tourismusseite:
Unter  www.erlebe.bayern/urlaub-fuer-alle gibt es ein vorbildlich barrierefreies digitales Angebot der Bayern Tourismus Marketing GmbH.