Holidu / Barrierefrei und nachhaltig gestalten

Session 02: Destination im Klimawandel

Impulsgeber: Marco Giraldo

Der Klimawandel beeinflusst Reiseziele weltweit. Tourismusakteure müssen sich an veränderte Bedingungen anpassen: Energieeffiziente Gebäude, Wassermanagement und klimafreundliche Mobilitätslösungen, extreme Wetterereignisse, CO₂-Kompensation oder umweltfreundliche Aktivitäten – Nachhaltigkeit ist eine Herkulesaufgabe für alle. 

Der Impuls von Marco Giraldo verdeutlichte einmal mehr wie eindeutig die Datenlage ist, dass erforderliche Maßnahmen bekannt und die Möglichkeiten vorhanden sind. Und dass wir dennoch nicht ins Handeln kommen. Der Status quo werde aktuell viel zu oft gewollt beibehalten. 

KI-Tools sind hilfreiche Werkzeuge, die CO2-Emissionen und den ökologischen Fußabdruck zu erfassen. Doch vorrangig geht es um den Mut, Dinge anders zu machen, Dinge zu „entlernen“, um Probleme wirklich zu lösen und sich den Status quo ehrlich einzugestehen. Dann kann man nach dem Prinzip von Bernd Reutemann in seiner Keynote  „Jeden Tag 1 % besser“ werden. 

Natürlich kümmere ich mich um die Zukunft. Ich habe vor, den Rest meines Lebens darin
zu verbringen.

Mark Twain

Gangbare Schritte in der Destination

In vier Gruppen erarbeiteten die Teilnehmer:innen Lösungsansätze für Destinationen, um in kleinen Schritten dem Klimawandel zu begegnen und einfacher ins Tun zu kommen:

1. Neue Narrative! Weg von der Angst, hin zur Begeisterung.

  • Die touristische Kommunikation muss den Klimawandel mit positiven Impulsen zu mehr Nachhaltigkeit nutzen und die „Klimawende“ als gesellschaftliche Chance darstellen. Durch Storytelling und Nudging können Gäste im Urlaub zu nachhaltigem Verhalten inspiriert werden. Die Tourismus-Branche muss einheitlich und im Sinne der Nachhaltigkeit kommunizieren.
  • Begrüßung der Gäste in der Destination stärker für positive Botschaften und nachhaltige Impulse nutzen – im Urlaub sind Menschen in der Regel offener für Experimente und Neues.
  • Für die An- und Abreise sowie die Fortbewegung in der Destination muss transparent und logisch das kommuniziert werden, was wirklich Sinn macht.
  • Wir müssen die Botschaft verinnerlichen und vorleben: „Das sind unsere Maßnahmen, durch die wir jeden Tag 1 % besser und damit auch zukunftssicherer und nachhaltiger werden“.

2. ÖPNV – der größte Hebel für Impact!

Mobilität ist nach wie vor der größte CO2-Emittent und damit auch der größte Hebel.

  • Umweltfreundliche Anreise belohnen: z. B. eine zusätzliche Übernachtung oder exklusive Services.
  • Mobilität vor Ort sichern: z. B. E-Autos, E-Bikes, kostenlose Nutzung des ÖPNV.
  • Gepäcktransport: Lösungen für den Gepäcktransport können die Hemmschwelle zur Bahnanreise senken.
  • Einfache Ticketbeschaffung: Je einfacher das ÖPNV-Ticket gebucht werden kann (z. B. direkt bei der Reisebuchung, in Pre-Stay-Mails etc.), desto eher wird es genutzt.
  • Attraktivität des ÖPNV verbessern: Komfort, Pünktlichkeit, Service und vor allem Taktung/Fahrplan sowie die Anbindung an den Fernverkehr.
  • Mobilitätsbotschafter: Vorteile der ÖPNV-Nutzung kommunizieren, Mobilitätsgarantie erzielen und Mobilitätsbotschafter gewinnen.
  • Best Practice: Die aktuell 18 „Alpine Pearls“ (alpine-pearls.com) für autofreien Urlaub in den Alpen.

3. Anreise wird zum Erlebnis

Tipps für Pausen auf der Anreise geben (Rasthöfe, Bahnhöfe, E-Ladesäulen, Bushaltestellen etc.) und mit positiven Erlebnisangeboten inszenieren.

  • Mindset verändern: Die Anfahrt ist nicht nur Mittel zum Zweck, sondern Teil des Urlaubserlebnisses.
  • Mobilitätsstationen als Schaufenster der Region: Bahnhöfe und Bushaltestellen werden zu attraktiven Orten mit Erlebnisstationen und sogar Spielbereichen für Kinder.
  • Attraktivierung und Erlebnisinszenierung von E-Ladestationen: Schaffung touristischer Erlebnisladestationen (oder auch E-Tankstellen), die zu einer Pause einladen und gleichzeitig das touristische Erlebnis der Regionen transportieren; zusätzlich könnte eine deutschlandweite, zentrale Plattform zur Vermarktung geschaffen werden.

4. „+1“ – eine Nacht mehr!

Gäste für längere und nachhaltigere Aufenthalte begeistern.

  • Long-Stay Belohnung: Schaffung von Bonusprogrammen, bei denen längere Aufenthalte belohnt werden – nicht nur von der Unterkunft, sondern auch von der Destination.
  • Exklusive Erlebnisse, Veranstaltungen und Workations: Besondere Orte, Events und Locations kommunikativ hervorheben, die lange Aufenthalte attraktiv machen und den Gast von einer zusätzlichen Nacht überzeugen.
  • Erlebnisangebote zur Attraktivierung von Workation: Schaffung von Angeboten auch zu Randzeiten, außerhalb der Geschäftszeiten für Workation-Reisende.
  • Geheimtipps und VIP-Stays: Sonderkontingente bzw. Zugang zu bereits ausgebuchten Erlebnissen oder Veranstaltungen.

Auch in der internen Kommunikation die Perspektive wechseln: Vom „Klimawandel“ über die „Klimakrise“ zur „Klimawende“! Wir müssen verstehen, dass der Klimawandel keine planetare Krise ist, sondern eine humanitäre. Es geht nicht darum, den Planeten zu retten, sondern uns selbst auf dem Planeten zu retten. Wir sägen am eigenen Ast, wenn wir nicht handeln.

Im Team starten: Nachhaltigkeit ist ein Gemeinschaftswerk. Im Team und im Austausch mit anderen Teams lassen sich neue Ideen einfacher entwickeln und umsetzen. Design Sprints und ähnliche Kreativ-Methoden können helfen, in kurzer Zeit zu konkreten, umsetzbaren Lösungen zu kommen.