Session 02: Erfolgreich bleiben
Impulsgeber: Michael Deckert
Tourismusorganisationen befinden sich vielerorts mitten in einem strukturellen Wandel, der ihre klassischen Aufgaben und das bisherige Selbstverständnis infragestellt. Die Session „Trotz neuer Herausforderungen erfolgreich bleiben“ im Themenstrang „Organisationen stabilisieren“ galt daher der Frage, wie sich die DMO in einem Umfeld aus einem wachsenden Erwartungsdruck, Ressourcenknappheit und beschleunigtem Wandel zukunftsfähig aufstellen können.
Grafik / M.Voigt © Michael Deckert / dwifWie sehr sich das Aufgabenprofil von Tourismusorganisationen erweitert hat, zeigte Impulsgeber Michael Deckert von dwif anhand des Modells „DMO 4.0“. Denn Destinationsmanagement-Organisationen (DMO) stehen vor einem tiefgreifenden Wandel ihres Arbeitsumfelds: Das Aufgabenspektrum wird größer und komplexer; Klimawandel, Arbeitskräftemangel, veränderte Gästeerwartungen, Digitalisierung und wachsende Anforderungen an Nachhaltigkeit und Lebensqualität. Diese Herausforderungen machen eine Weiterentwicklung der Aufgabenprofile der DMO und die Entwicklung neuer Kompetenzen innerhalb der Organisationen zwingend.
Die DMO von morgen braucht dafür ein klar definiertes, ganzheitliches Aufgabenprofil, arbeitet in kompetenzorientierten und agilen Strukturen, verkörpert eine identitätsstiftende Marke und agiert als aktive Netzwerk-Managerin.

Der Erfolg der DMO misst sich dabei nicht mehr primär an den klassischen Performance-Kennzahlen, sondern zunehmend an Lebensqualität, regionaler Wertschöpfung, Tourismusakzeptanz und gelingendem Stakeholder-Management.
Die DMO 4.0 muss sich transformieren: weniger klassisches DMO-Geschäft und mehr echten Beitrag zu Lebensqualität und Wertschöpfung.
Für die Teilnehmenden der Session 2 erwiesen sich die Steigerung der Teameffizienz, Next Generation, Digitalisierung und Wissensmanagement als die drängendsten Themen.
Sie wurden entlang von fünf Leitfragen in Kleingruppen vertieft:
- Was soll in diesem Bereich erreicht werden?
- Welche Maßnahmen/ Ansätze/ verhalten bringen uns dorthin?
- Was können wir in den nächsten vier Wochen tun, um loszulegen?
- Welche Ressourcen/Menschen/Routinen helfen uns dabei?
- Woran merken wir, dass wir vorankommen?
Auf vorbereiteten Canvas-Plakaten wurden sie konkretisiert und gemeinschaftlich diskutiert. Die wesentlichen Erkenntnisse:
Steigerung der Teameffizienz – durch Klarheit, Kompetenz und Feedback
Um die Leistungsfähigkeit touristischer Organisationen unter den begrenzten Ressourcen zu sichern, gilt Teameffizienz als strategischer Hebel. Voraussetzung dafür sind transparente Prozesse, klare Prioritäten und eine stärkere Ausrichtung auf individuelle Kompetenzen. Entscheidend ist dabei nicht nur die systematische Analyse bestehender Abläufe, sondern auch deren kontinuierliche Weiterentwicklung unter Einbindung aller Mitarbeitenden.
Erfolgsfaktoren sind ein wertschätzender Führungsstil, gezielte Kompetenzförderung und eine etablierte Feedbackkultur. Externe Moderation kann zusätzliche Struktur und neue Perspektiven bringen. Als Indikatoren gelten u. a. eine höhere Mitarbeitendenzufriedenheit, erkennbare Prozessfortschritte, effizientere Abläufe und eine offen kommunizierte Arbeitsweise.
Next Generation – kulturelle Erneuerung als strategisches Ziel
Die Integration jüngerer Generationen (Z und Alpha) ist nicht allein eine Personalfrage, sondern eine kulturelle Herausforderung mit tiefgreifender Wirkung auf Haltung, Kommunikation und Zusammenarbeit. Um unterschiedliche Wertehaltungen produktiv zu verbinden, braucht es transparente Leitbilder, gelebte Regeln und offene Dialogformate.
Eine konsequente Einbindung über Bildungskooperationen, Teamformate und zielgruppengerechte Kommunikationskanäle – etwa in den sozialen Medien – stärkt Zugehörigkeit und Innovationskraft. Zugleich ist die Organisation gefordert, sich selbst und alte Muster zu hinterfragen sowie neue Narrative zuzulassen. Die gelingende kulturelle Transformation zeigt sich in erkennbaren Kompromissen, Befragungen von Mitarbeitenden und einem klaren Bekenntnis zur Weiterentwicklung.
Digitalisierung – strategisch denken, mutig umsetzen
Digitalisierung wirkt als Schlüssel für Effizienz, Modernisierung und Sichtbarkeit – ist aber kein Selbstläufer: Bestehende Prozesse müssen auf Digitalisierungspotenziale geprüft, Zuständigkeiten geklärt und Mitarbeitende gezielt geschult werden. Systeme und Tools allein reichen nicht aus – es braucht Akzeptanz, Mut und die Fähigkeit, traditionelle Denkweisen zu überwinden.
Digitale Transformation muss strategisch verankert und mit Blick auf konkrete Ziele wie Umsatzsteigerung, Fachkräftegewinnung oder Kundenbindung gedacht werden. Erfolg zeigt sich in messbaren Verbesserungen (z. B. Prozessdauer, Zufriedenheit, Conversion Rates), aber auch in der Bereitschaft, Veränderungen transparent zu kommunizieren und Erfolge sichtbar zu machen.
Wissensmanagement – Struktur geben, Zugänge schaffen
Wissen ist eine der zentralen Ressourcen für organisationale Stabilität – insbesondere in einem Umfeld stetigen Wandels. Entscheidend ist, relevantes Wissen nicht nur zu sammeln, sondern zugänglich, verständlich und anschlussfähig zu machen. Dazu braucht es definierte Verantwortlichkeiten, abgestimmte Strukturen und eine klare Zielgruppenausrichtung.
Eine Wissensdatenbank mit einfacher Handhabung, technologische Unterstützung (z. B. durch KI) und die Integration regionaler Akteure und Akteurinnen erhöhen die Wirksamkeit. Erfolgreiches Wissensmanagement zeigt sich durch hohe Nutzungszahlen, aktive Beteiligung und qualitatives Feedback.
Auf dem Weg zur resilienten DMO
Im Ergebnis zeigte die Session, dass es nicht nur Lösungen für einzelne Problemfelder braucht, sondern ein grundsätzliches Umdenken im Organisationsverständnis. Der Weg zur resilienten DMO führt über klar priorisierte Handlungsfelder, eine starke interne transparente Kommunikation und den Mut, sich auch unbequemen Themen zuzuwenden.
Entscheidend ist die Bereitschaft, sich immer wieder neuen Anforderungen aktiv zu stellen, Veränderung als Daueraufgabe zu begreifen und auch mit kleinen, gezielten Hebeln Wirkung zu entfalten. Um erfolgreich zu bleiben, braucht es ein hohes Maß an Lösungsbereitschaft und ein tiefes Verständnis für die Wechselwirkungen zwischen Strategie, Kultur, Struktur und Team.


