
Session 03: Wie gelingt Performance-Monitoring
Impulsgeber: Bernhard Tauer
In einer zunehmend datengetriebenen Tourismusbranche gewinnt Performance Monitoring als strategisches Steuerungsinstrument stark an Relevanz. Im Zentrum steht auch hierbei die Frage, wie touristische Daten nicht nur gesammelt, sondern auch kontextualisiert, interpretiert und aktiv zur Steuerung eingesetzt werden können.
Eingeleitet wurde die Session durch einen Impuls von Bernhard Taurer von feratel. Der DMO Performance Monitor wurde von feratel in Zusammenarbeit mit Tiroler Destinationen entwickelt. Grundlage ist das Smart Destination Management, bei dem strukturierte Daten aus verschiedenen feratel-Systemen wie Deskline CMS, Gästekarten, Meldedaten oder Gäste-Apps zentral zusammengeführt werden.
Mit tagesaktuellen Prognosen und Live-Daten kann das Management Destinationen zukunftssicher und strategisch steuern.
Prototyp beim DSTNCMP25
Anhand einer Beispieldestination demonstrierte Bernhard Taurer einen Prototyp des Tools. Der DMO Performance Monitor aggregiert relevante Daten und visualisiert diese in einer übersichtlichen Benutzeroberfläche. Zu den Kernfunktionen zählen:
- Live-Daten und Tagesprognosen: Ankünfte, Nächtigungen, Auslastung, Gästestruktur
- Verhalten und Herkunft: Nutzung von Gästekarten, Aufenthaltsdauer, Herkunftsmärkte
- Buchungstrends und Marktentwicklung (Marktradar)
Ergänzt wird das System durch Data-Warehouse-Technologien und Business-Intelligence-Tools, die teilweise auf KI-gestützten Analysen beruhen. Grundlage hierfür sind unter anderem historische Buchungsdaten, Daten aus PMS-Systemen, Melderegister, Eventkalender, Schulferien – und in Zukunft auch Wetterdaten. Zielgruppe des Tools sind Entscheidungsträger:innen und operative Verantwortliche in DMOs, die datenbasiert planen und steuern wollen.
Welche Daten fehlen in der DMO?
In Gruppen reflektierten die Teilnehmenden, welche Daten ihnen in ihrer täglichen Arbeit fehlen, für wen diese Informationen relevant wären und warum sie für die strategische Entwicklung der Destination entscheidend sein könnten.
A. Daten privater Vermieter
Herausforderung: In vielen Regionen Deutschlands fehlen belastbare Daten zu privaten Beherbergungsbetrieben – insbesondere in Bundesländern, die Betriebe mit weniger als zehn Betten von der Meldepflicht ausnehmen.
Lösungsansatz: Einführung einer verpflichtenden Gästekarte auch für kleine Vermietungseinheiten, um alle Übernachtungen zu erfassen.
Zielsetzung: Besseres Datenverständnis, fundierte Entscheidungsgrundlagen und höhere Datenverfügbarkeit für Stakeholder.
B. Nutzung bestehender Datenbestände
Herausforderung: Viele Destinationen verfügen bereits über große Datenmengen, jedoch fehlt häufig das Know-how, diese sinnvoll zu verknüpfen und in konkretes Handeln zu überführen.
Lösungsansatz: Entwicklung eines KI-gestützten Tools, das Daten nicht nur aggregiert, sondern durch automatisierte Fragestellungen, Mustererkennung und Dashboards die Interpretation und Nutzung erleichtert.
Zielsetzung: Niederschwellige, visuelle Aufbereitung für operative und strategische Nutzer:innen.
C. Tagestourismus und Besucherlenkung
Herausforderung: Es fehlen valide Daten zu Tagesgästen – etwa zu Herkunft, Verhalten oder Aufenthaltsanlässen.
Lösungsansatz: Kombination aus Mobilfunkdaten, Veranstaltungsinformationen und Webanalysen, um Besuchsströme besser nachvollziehen zu können.
Zielsetzung: Tourismus als Querschnittsthema denken – nicht nur für Tourismusorganisationen, sondern auch für ÖPNV, Einzelhandel und Verwaltung nutzbare Datengrundlagen schaffen.
D. Planung und Monitoring von Veranstaltungen
Herausforderung: Informationen zu geplanten Events und Großveranstaltungen liegen oft nicht gebündelt oder strukturiert vor.
Lösungsansatz: Aufbau einer zentralen Erfassungsstelle pro Destination zur Bündelung von Veranstaltungsdaten (inkl. Ort, Dauer, Anfahrt, Teilnehmerzahlen etc.).
Zielsetzung: Vorausschauende Ressourceneinsatzplanung für Stakeholder wie Verkehrsbetriebe, Polizei oder Müllentsorgung sowie neue Synergien für Marketing und Angebotsentwicklung.
Die Session verdeutlichte die breite Zustimmung zur datenbasierten Analyse und Steuerung. Offen blieb dennoch die Frage, wie es gelingen könnte, Daten nicht nur zu sammeln, sondern sie für unterschiedliche Stakeholder in konkrete Handlungsempfehlungen münden zu lassen. Wünschenswert wäre auf jeden Fall:
- Die Ergänzung quantitativer Kennzahlen durch qualitative Indikatoren wie Gästezufriedenheit oder Stimmungslagen.
- Intuitive Visualisierungen für eine breite Anwendbarkeit im operativen Alltag.
- Klare Regelungen zu Datenhoheit, Schnittstellen und Governance.
- Die stärkere Aktivierung und Einbindung von Stakeholdern, um den tatsächlichen Mehrwert von Daten nutzbar zu machen.




