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Session 03: Wie ticken Politiker:innen? Wie gelingt ein effizienter Austausch

Impulsgeber: Iris Wehrmann

Trotz seines signifikanten wirtschaftlichen Beitrags sieht sich der Tourismussektor oft als Stiefkind der Politik. Branchenverbände fordern häufig eine substanzielle Vereinfachung und beschleunigte Digitalisierung von Prozessen. Insbesondere bei der gewichtigen Frage, wie in Zukunft der Tourismus finanziert oder gefördert werden kann, wird der Austausch mit der Politik eine entscheidende Rolle spielen. 

Mit der Frage wie ein effizienter Austausch zwischen Politik und Tourismus gelingen könnte, beschäftigten sich die Teilnehmer:innen der 3. Session im Themenstrang „Politik und Tourismus in Einklang bringen“. Die Impulse kamen von Iris Wehrmann, Ministerialdirigentin Bürokratieabbau, Handel und Tourismus im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, und Catrin Homp vom Tourismusverband Schleswig-Holstein. 

Catrin Homp berichtete von Parlamentarischen Abenden des Tourismusverbandes, vom Runden Tisch Kommunalpolitik, von Sommerreisen für Parlamentarier:innen, Gesprächen mit Fraktionen und Abgeordneten sowie Ausschusssitzungen des Landtages, in denen sie den Tourismus vertrat.

Im Anschluss daran erarbeiteten sich die Teilnehmenden Praxistipps zur Verbesserung der Kommunikation mit der Politik: 

Hierarchie beachten und die Fachabteilung im jeweiligen Ministerium kontaktieren, nicht im ersten Schritt direkt die Minister ansprechen.

Lokalpolitiker im Wahlkreis ansprechen, die sich mit den Themen Tourismus und Infrastruktur beschäftigen.

Belange und Zusammenhänge faktisch gut aufbereiten – Politiker sind sachorientiert, aber es kann nicht erwartet werden, dass Amtsinhaber:innen im Tourismus fachlich so tief involviert sind, wie die Touristiker:innen selbst.

Oft sind touristische Belange nicht nur in einem Ministerium angesiedelt, daher hilft es, die entsprechenden Behörden parallel anzuschreiben.

Lokal- oder Landespolitiker:innen aller Fraktionen immer wieder in die Destination einladen, Transparenz schaffen.

Netzwerk für Politik und Tourismus in der Destination aufbauen – das erleichtert den Zugriff auf Förder- und Projektmittel.

Austausch mit anderen Städten/Regionen, wie dort Kooperationen zwischen Tourismus und Politik funktionieren.

Neue agile Formate ausprobieren, z. Bsp. „Tourismus-Ticker“ in Schleswig-Holstein – ein regelmäßiger Newsletter für die politischen Vertreter:innen/Parlamentarier:innen.

In einer simulierten Gemeinderatssitzung mit Bürgermeister und fünf Fraktionen, denen durch den Moderator bestimmte Haltungen zugeschrieben waren, sowie dem Geschäftsführer der DMO galt es, ein touristisches Konzept so zu präsentieren, dass der Gemeinderat entscheiden konnte. 

Daraus erarbeiteten sich die Session-Teilnehmer:innen weitere Erkenntnisse zur Kommunikation mit der Kommunalpolitik:

  • Die Interessen der verschiedenen Fraktionen müssen bei der Argumentationskette bedacht werden.
  • Es müssen nicht alle Fraktionen von der Idee/dem Projekt überzeugt werden, sondern nur die Mehrheit.
  • Bei der Vorbereitung sorgfältig abwägen, welche Argumente mehrheitsfähig sind.
  • Eventuell zu zweit präsentieren, um sich gegenseitig zu unterstützen und verschiedene Charaktere der politischen Vertreter:innen anzusprechen.
  • Touristische Begrifflichkeiten nur gezielt einsetzen und erforderliche Fachbegriffe erläutern, da Politiker:innen nicht tiefgreifend mit touristischen Themen vertraut sind.
  • Kommunikation und Argumente so aufbauen, dass am Ende alle beschlussfähig sind.

Um die Zusammenarbeit zwischen Tourismus und Politik zu verbessern, die Transformation zu beschleunigen und eine nachhaltige und wettbewerbsfähige Zukunft für den Tourismus zu gewährleisten, wird es davon abhängen, wie Städte/ Regionen mit politischen Entscheidungsträgern interagieren und welche Ziele gemeinsam formuliert werden.