
Session 04: Team-Kommunikation im digitalen Zeitalter
Impulsgeber: Nicole Cogiel
E-Mails, Tools wie Slack oder MS Teams sowie Videokonferenzen sind heute fester Bestandteil des Arbeitsalltags. Doch mit der technischen Entwicklung wachsen auch die Herausforderungen: Unterschiedliche Arbeitsumgebungen, fehlender persönlicher Kontakt, aber vermeintliche Erreichbarkeit 24/7 sowie steigende Anforderungen an Agilität und Abstimmung erschweren die zwischenmenschliche Kommunikation – insbesondere in verteilten, remote arbeitenden Teams.
Doch Kommunikation ist ein kultureller Schlüsselfaktor für Teamzusammenhalt, Produktivität und Zufriedenheit. Nur wenn die digitale Zusammenarbeit auch durch zwischenmenschliche Kommunikation flankiert wird, kann eine tragfähige Teamkultur entstehen.
Zum Einstieg der Session holte Impulsgeberin Nicole Cogiel die Teilnehmenden direkt ins Thema: Paarweise reflektierten sie jeweils zwei Minuten lang ihre größte persönliche Herausforderung in Bezug auf Teamkommunikation. Der Partner fasste die Antwort in einer Minute zusammen und hielt sie auf einem Post-it fest. Diese wurden anschließend im Plenum geclustert – das sogenannte „Post-it Bingo“ zeigte dabei schnell zentrale Problemfelder auf:
- Unterschiedliche Kommunikationsarten und -kanäle (z. B. Chat, E-Mail, Telefon, GIFs)
- Mangelnde Nachvollziehbarkeit und Informationsweitergabe (fehlende Dokumentation, CC-Logik, Filter)
- Fehlendes Fachverständnis bei Stakeholdern & mangelnder Perspektivwechsel
- Diversität im Team (unterschiedliche Offenheit & Bedürfnisse)
- Distanz zum Außendienst (geringer informeller Austausch, Integrationsfragen)
- Empfundene Undankbarkeit
- Widerstand gegen Neues (z. B. neue Führung, neue Teammitglieder)
- Fehlendes Vertrauen (wie Vertrauen wieder aufbauen?)
Gerade die Vielzahl an Tools führt häufig zu Fragmentierung und Informationsverlust. Unterschiedliche Arbeitsorte, hybride Arbeitszeiten und fehlende Synchronität erschweren die Abstimmung zusätzlich. Zentrale Elemente, um Vertrauen und Teamgefühl aufzubauen, wie persönliche Nähe, spontane Gesprächen und informelle Kontakte gehen dabei verloren.
Connection before content
Nicole Cogiel: „Wenn wir über Kommunikation reden, reden wir über Beziehungen. Jeder Mensch möchte gesehen, gehört und verbunden sein – und das ist die Voraussetzung für eine gelassene und wirksame Zusammenarbeit.“ Sie stellte vier „Hebel“ vor, mit denen Teams ihre Kommunikation verbessern können:
- 1. Kommunikationshygiene etablieren
- Gemeinsame Regeln für Tools, Reaktionszeiten und Informationsweitergabe definieren
- Eine Kommunikations-Policy im Team entwickeln
- Fokuszeiten und Erreichbarkeit klar voneinander abgrenzen
- 2. Verbindung ermöglichen
- Rituale wie Check-ins oder digitale Kaffeepausen einführen
- Gemeinsame Kernarbeitszeiten festlegen
- Analoge Elemente in den digitalen Raum übertragen
- Wertschätzung und Anerkennung aktiv leben
- 3. Gastgeber:innen-Haltung einnehmen
- Meetings aktiv moderieren und strukturieren (#IDOARRT: Intention, Desired Outcome, Agenda, Roles & Rules, Timing)
- Verantwortung für die Beziehungsebene übernehmen
- Raum für Beteiligung, Offenheit und Sicherheit schaffen
- 4. Gewaltfreie Kommunikation (GFK) als Beziehungsstärke nutzen
- Zuhören mit Fokus auf Bedürfnisse statt Reaktionen
- Die Grundzüge der GFK: Beobachtung – Gefühl – Bedürfnis – Bitte
- Sprache achtsam wählen („Was braucht der andere gerade wirklich?“)
- Nicht als Technik, sondern als Haltung verstehen
Die Session machte klar: Gelassene und gute Teamkommunikation braucht kein mehr an Tools – sie braucht mehr Beziehung.
Vertrauen, Offenheit, Rituale und klare Regeln helfen, auch in digitalen und hybriden Teams echte Verbindung zu schaffen.
In vier Gruppen erarbeiteten die Teilnehmenden mit der Methode „Produktbox“ für sich das Thema „Gelungene Teamkommunikation“: Dabei wird das Produkt so behandelt als müsste es mit der jeweiligen Box verkauft werden. Mit Kartons, Bastelmaterial und viel Kreativität wurde gruppenweise je eine Box gestaltet, befüllt und dekoriert, um dann im Plenum „verkauft“ zu werden.
Produktbox 1: Vertrauen, Nähe und Safe Spaces schaffen
Diese Box stellte den Aufbau von zwischenmenschlicher Verbindung in den Mittelpunkt:
- Kommunikation auf Augenhöhe und klare Erwartungen im Team
- Wertschätzung im Alltag aktiv leben (z. B. täglich etwas Positives sagen)
- Unterstützung untereinander fördern: „Was kann ich tun, damit du erfolgreich bist?“
- Gemeinsame Teamevents, wie ein internes Kickerturnier oder ein Hoffest, stärken das Miteinander
Produktbox 2: Unterschiedliche Stakeholder managen
Hier ging es um klare Rollenverteilung und empathisches Miteinander:
- Beteiligung ermöglichen, auch ohne Führungsrolle
- Moderation durch neutrale Dritte schafft Objektivität
- Positives Mindset stärken (z. B. jede Gruppe nennt zu Beginn etwas Positives über eine andere)
- Ergebnisse offen dokumentieren – sichtbar für alle
Ziel: Leichtigkeit fördern und Gemeinsamkeiten betonen statt Unterschiede
Produktbox 3: Strategische Grundlagen und Spielregeln für Teamkommunikation
Diese Box lieferte einen Werkzeugkasten für strukturierte, klare Abläufe:
- Kommunikationswege, Reaktionszeiten und Tools im Team abstimmen
- Meetings effizient gestalten: klare Agenda, Vorbereitung, Zeitmanagement
- Moderation übernehmen – mit Mut zur Lenkung (z. B. ELMO-Methode: „Enough, Let’s Move On“)
- Klare Nachfragen und schriftliche Fixierung von Regeln erhöhen Verbindlichkeit
- Humor nicht vergessen!
Produktbox 4: Spannungen im Team erkennen und auflösen
Diese Box widmete sich der konstruktiven Auseinandersetzung mit Konflikten:
- Individuelle Verantwortung fördern und durch Offenheit Vertrauen aufbauen
- Zuhören mit echter Empathie – ohne vorschnelle Reaktionen
- Spannungen aktiv ansprechen, etwa durch „Walk & Talk“-Formate oder externe Moderation
- Persönlichkeits-Workshops schaffen gegenseitiges Verständnis
- Gemeinsame Projekte fördern das Wir-Gefühl
- Safe Spaces schaffen, z. B. durch lockere Abendformate oder kreative Teamprojekte
Fazit der Teilnehmenden: Gute Teamkommunikation ist kein Zufall – sie braucht Struktur, Haltung und Verbindung. Die Produktboxen zeigten eindrucksvoll, wie Teams durch kleine, konkrete Maßnahmen zu mehr Gelassenheit, Klarheit und Zusammenhalt finden könnten – auch und gerade im digitalen Raum.