
Session 04: Urlaub im eigenen Land
Impulsgeber: Rainer Schmitt
Die Pandemie, gesellschaftliche Trends und technologische Entwicklungen spielen dem Urlaub im eigenen Land in die Hände: Viele Menschen haben die eigene Region schätzen gelernt. Ein zunehmendes Umweltbewusstsein führt zum Verzicht auf Flugreisen, die Verbindung von Arbeit und Freizeit auf dem Land wird beliebter und Erlebnisse in der Natur werden nicht mehr zwingend in exotischer Ferne gesucht.
Im Mittelpunkt der 4. Session in der Reihe „Segmente und Werte“ stand die Frage, wie Destinationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz vor diesem Hintergrund ihre Buchungszahlen nachhaltig steigern können.
Rainer Schmitt von Holidu lieferte dazu einen Impuls mit konkreten Ansätzen und Beispielen. Er führte vor Augen, dass auch angesichts großer Buchungsportale regionale Buchungskanäle im Markt relevant sind: Sie sind oft die ersten Anlaufstellen für Informationen, profitieren von einem guten organischen Ranking in Suchmaschinen und sie werden als vertrauenswürdig wahrgenommen.
User-Experience für mobile Buchungen entscheidend
Damit der regionale Kanal tatsächlich zum Buchungsbooster wird, muss die User-Experience stimmen. Die Qualität der regionalen Website (kurze Ladezeiten, ansprechendes Layout, wenige Klicks zum Ziel) ist dabei ebenso entscheidend wie die technischen Anbindungen für Verfügbarkeit, Bezahlung und Bestätigung.
DACH-Gäste buchen vor allem mobil, daher muss das Angebot für das Smartphone optimiert sein. Auch einige weitere Faktoren wirken sich direkt auf die Conversion aus:
- Qualitativ aussagekräftige und hochwertige Bilder, Verfügbarkeiten, relevante Merkmale (Balkon, Haustiere erlaubt, Parkplatz etc).
- kurze Aufenthalte und flexible An- und Abreisetage.
- Mindestaufenthaltsdauer für Kurzaufenthalte (z. B. verlängerte Wochenenden) reduzieren.
- Rabattaktionen als Buchungsanreiz.
- Anzahl und Qualität von Bewertungen.
- Anfragemodelle, mangelnde Informationen und mangelnde Verfügbarkeiten schrecken potenzielle Gäste ab.
Wichtige To-dos für die DMO
Rainer Schmitt betonte, dass OTA wichtig sind, um das Buchungsvolumen zu steigern und die Provisionen als Marketingkosten betrachtet werden sollten. Gleichzeitig behalten regionale Buchungsstrecken ihre strategische Bedeutung für die Beziehung zu den Gastgebern und als verlässliche Quelle für Gäste, KIs & Co.
Gastgeber sind zentrale Markenbotschafter und die Kommunikation zwischen DMOs und Gastgebern ist entscheidend. Eine kanalübergreifende Vermarktungsstrategie erhöht die Sichtbarkeit.
Moderne KI und technologische Lösungen können der DMO helfen, ihre Relevanz zu sichern und Buchungen zu steigern. Für den regionalen und lokalen Tourismus ergeben sich daraus nach Einschätzung der Teilnehmenden einige To-dos:
- Leistungsanbieter:innen unterstützen, indem Informationen, Bilder, Verfügbarkeiten und Bezahlung für den Onlinevertrieb optimiert werden.
- Einheimische für neue Tätigkeiten und Innovationen sensibilisieren (z. B. Glamping, Erlebnishöfe).
- Ein ganzheitliches Vermarktungskonzept sollte verschiedenste Kanäle bedienen (regionale Portale, OTA, Influencer, Social Media etc.).
- Angebote für verschiedene Zielgruppen schaffen (Hundebesitzer, Sportler, Familien).
- Lokale Angebote (z. B. Käse-, Wein-, Kochkurse) müssen sichtbar gemacht werden, damit auch die lokalen Betriebe (Bäcker, Bauern, Handwerker) profitieren und das Gesamterlebnis für den Gast wächst.
Der Wandel im Reiseverhalten eröffnet dann Wachstumschancen für den lokalen Tourismus, wenn es gelingt, die lokalen Leistungsanbieter:innen und die Bedürfnisse der Reisenden zusammenzuführen. Ziel des Tourismushandelns sollte es immer sein, aus lokalen Ressourcen, Partnerschaften und Erlebnissen werthaltige Buchungen zu generieren, die nachhaltige wirtschaftliche Effekte für die ganze Region entstehen lassen.